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antjeschwemberger

Wann nennt man sich selbst "Künstler", wann ist man für sich selbst ein "Schriftsteller"?


Inspiriert von #GudrunMittermeier auf der #blauenCouch

#blauecouch#besteradiotalkshow#bestermoderator


Diese Frage beschäftig mich selbst schon lange und ist auch heute für mich noch nicht vollständig geklärt. Bin ich Schriftsteller, weil ich schreibe, oder bin ich erst Schriftsteller weil ich gelesen werden?

Ist Kunst erst Kunst, wenn es quasi einen Konsumenten dafür gibt? Ist die Konsumgesellschaft auch in der Kunst das bestimmende Entscheidungskriterium?

Werde diese Frage für mich mal mit dem Gedanken abschließen müssen, dass ihr auf meinem Facebook Profil Schriftsteller lesen könnt und das für mich schon ein großes Outing dargestellt hat. Ich muss zwar jedesmal grinsen, wenn ich es sehe, aber trotzdem nicht ganz sicher bin.

Diese Frage die sich Gudrun in diesem Interview gestellt hat, war aber eigentlich nur der Aufhänger für den eigentlichen Gedanken, den ich durch dieses spannende Interview auf der #blauencouch für mich erkannt habe.

Gudrun hat erzählt, dass sie immer ein Loch empfunden durch das Fehlen ihrer Mutter und sie wollte sich anpassen, so sein wie die anderen, einen Platz finden in der Welt.


Da wurde mir klar, dass für mich quasi das Gegenteil bestimmend für meine Kindheit war.

Ich wollte nie so sein wie die anderen, nie angepasst, aber nicht im Großen, nicht auffällig sondern im Kleinen bei vielen einzelnen Details. Fußball zu spielen, statt mit Puppen, keine Ohrlöcher zu haben, Motorrad zu fahren statt ein Mofa, sich nicht anzupassen, Freunde zu haben, die scheinbar nicht angemessen sind, Bücher zu lesen, die nichts für einen sind, politische Haltung einzunehmen, die unbequem ist, kritisch zu hinterfragen, was scheinbar nicht zu hinterfragen ist, sich auf sich selbst zu verlassen und auf das eigene Verständnis über falsch und richtig, egal wie groß der Widerstand ist, aber auch bereit zu sein zu zuhören, Fehler einzugestehen und Dinge neu zu denken, nie aufhören zu lernen, zu lieben und zu kämpfen, nicht den einfachen Weg zu gehen!

Bestimmend in meiner Kindheit war aber vor allem mein Wunsch für meine Mom einen Platz zu finden, ihr Geborgenheit zu geben, ihr ein Zuhause zu sein, ihr Sicherheit zu vermitteln, immer ein offenes Ohr zu haben, immer guter Laune für sie zu sein, nicht kompliziert, ihr das Leben zu vereinfachen, Lösungen zu finden. Ich habe nie bewusst nach meinem Platz gesucht, ihn deshalb aber vielleicht zufällig „draußen“ gefunden. Habe mich dadurch schon früh, in gewisser Weise ohne es zu wissen, emanzipiert, selbständig zu denken, mich durchzusetzen, Stärke zu zeigen.

Es gab viele Jahre in denen ich es gehasst habe, wenn sie schwach war, nachgegeben hat, geweint hat, verzweifelt war, ich war auf sie böse, aber mehr auf alle jene die zu verantworten hatten, dass es ihr so erging, auf ihre Mutter, auf ihren Sohn, ihren Exmann, also auf meine Oma, meinen Bruder und meinen Vater. Und trotzdem oder deshalb hat sie mir mehr Stärke beigebracht als jeder andere, sie hat immer auf mich gezählt, mir vertraut, mir alle Kraft gegeben, diesen „anderen“ Weg zu gehen, MEINEN, nicht angepasst zu sein, ICH zu sein. Sie hat mir den Raum gegeben, mich in der Welt zu finden.


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